Ein neues Mosaiksteinchen zur E. T. A. Hoffmann-Forschung

Hartmut Walravens: Franz Blei (1871-1942), Carl Georg von Maassen (1880-1940) und Hans von Müller (1875-1944) im Briefwechsel. Auch ein Mosaiksteinchen zur E. T. A. Hoffmann-Forschung
Norderstedt: BoD – Books on Demand, [2020]. 168 Seiten, 14 Ill.

Der Band präsentiert Briefe aus dem Nachlaß des Literaturhistorikers und Schwabinger Originals Carl Georg von Maassen, der nicht nur eine umfassende Bibliothek der deutschen Romantik zusammentrug, sondern auch eine historisch-kritische, kommentierte Ausgabe der Werke des Dichters E. T. A. Hoffmann veröffentlichte, Schriften weiterer Romantiker in einer Schriftenreihe Bibliothek der neuen Serapionsbrüder versammelte und den bedeutenden Roman Hermann und Dorothea von Johann Carl Wezel neu entdeckte. Aus seinem Nachlaß werden hier Briefe des literarischen Tausendsassas Franz Blei (dazu ein Exkurs über Bleis Fleurettens Purpurschnecke mit den gerühmten Illustrationen des Marquis von Bayros sowie einige Briefe von Blei an Gerhart Hauptmann) sowie des Bibliographen, Literaturhistorikers und Genealogen Hans von Müller erstmals veröffentlicht. Das zentrale Thema ist dabei E. T. A. Hoffmann, denn Müller lieferte viele Bausteine zu einer Biographie Hoffmanns und entdeckte und veröffentlichte die bis heute autoritativen Sammlungen von Briefen und Tagebüchern Hoffmanns. So bieten diese Briefe gewissermaßen eine Geschichte der Hoffmann-Forschung in den formativen Jahren 1900-1930. Mit vielen Anmerkungen, einigen farbigen Abbildungen sowie Register.

Oszillation als Strategie romantischer Literatur

Stefanie Junges: Oszillation als Strategie romantischer Literatur. Ein Experiment in drey Theilen
Paderborn: Brill Ferdinand Schöningh, 2020. XVIII, 463 Seiten.
(Schlegel-Studien 13) Zugl.: Ruhr Universität, Bochum, Dissertation

»Alle Kunst soll Wissenschaft, und alle Wissenschaft soll Kunst werden«, fordert Friedrich Schlegel 1797 im Lyceum. Ausgehend von dieser Proklamation erprobt die Arbeit experimentell, inwiefern ein wissenschaftlicher Balanceakt zwischen Theorie und Literatur wissenschaftlich fruchtbar gemacht werden kann. Die romantische Poesie ist eine »progressive Universalpoesie« – so wird das Wesen romantischer Texte mit den Friedrich Schlegel zugesprochenen Worten bis heute definiert. Dabei zeichnet sich die Fülle und Heterogenität der Literatur der Romantik durch eine nicht fixierbare Dynamik aus: Romantische Literatur oszilliert. Das wirft zwei Fragen auf, deren Beantwortung sich die Arbeit mithilfe innovativer methodischer Verfahren widmet: Wie lässt sich dieses romantische Oszillieren konkret analysieren? Und wie kann ein wissenschaftlicher Umgang mit einer sich der Theoretisierung, Definition und Systematisierung verweigernden Literatur gewährleistet werden?

Im ›zweyten Buch‹ befasst sich Stefanie Junges mit Hoffmanns Fortsetzungserzählungen Die Irrungen. Fragment aus dem Leben eines Phantasten und Die Irrungen. Fortsetzung des Fragments aus dem Leben eines Fantasten: die Irrungen. Um zu untersuchen, inwiefern Hoffmanns fragmentarische Texte sich im Sinne des romantischen Oszillierens performativ konstruieren, werden paratextuelle, narrative und strukturelle Eigenheiten der beiden Erzählungen ebenso analysiert wie die besondere Beziehung zwischen dem fiktiven, metaleptisch in den Text eintretenden Autor und den von ihm erschaffenen Figuren.

Nathanaels fiktive Tagebücher

Die Künstlerin Christina Heurig hat 2019 als Begleitpublikation zu ihrer Installation im E.T.A. Hoffmann-Haus Nathanaels fiktive Tagebücher geschaffen.

Wie wird eine originalgetreue Reproduktion N.s (fiktiver) Tagebücher produziert?

Eine 20-seitige Broschüre der besten Auszüge kann bei der Künstlerin per E-Mail bestellt werden (20 €).

Ein handgefertigtes Faksimile der Originalarbeit kann auf Anfrage ebenfalls erworben werden. (Auflage: 250 Stück).

Minibuch mit Biographie: Ein unheimliches Universalgenie

Angela Herrmann, Mitglied der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft, hat in monatelanger harter Arbeit mit viel Begeisterung, aber auch Mühe und Kraft die wohl kleinste Hoffmann-Biographie nicht nur geschrieben, sondern den Druck auch liebevoll gebunden:

Angela Herrmann: Ernst Theodor Amadeus Hoffmann. Ein unheimliches Universalgenie. Eine Biographie in fünf Akten mit einem Vorspiel und einem Nachspiel. Hrsg. von Angela Herrmann. [Berlin]: Tantillulus Libri Verlag 2017. 132 + 22 ungezählte S. mit zwei herausnehmbaren Beigaben.

Nach der Exklusiv-Ausgabe von 2016 ist dies die 2. Sonderauflage, mit einer Federzeichnung, ebenfalls in 25 nummerierten Exemplaren. Druck Rot und Schwarz, Einband rotes Leinen mit Handstickerei „ETA“ am Rücken, „HE“ auf der Vorderseite, Lesebändchen, Schuber Größe 37 x 31 mm, mit Organzastoff eingebettet in Holzkassette.

Das „HE“ steht für Hoffmanns Erzählungen, Anspielung auch an die Oper Les Contes d’Hoffmann von Jacques Offenbach. Der Einband ist aus dem Material des Hoffmann-Kostüms aus der Inszenierung dieser Oper (Premiere am 18.1.2002) in der Deutschen Oper Berlin gefertigt.

Wer sich für dieses ganz außerordentliche bibliophile Kleinod in seiner Schatztruhe interessiert, wende sich an die Autorin und Buchkünstlerin direkt: Angela Herrmann, Borkheiderstr. 15, 12689 Berlin.

E.T.A. Hoffmann: Kreisler. Berganza. Magnetiseur

E.T.A. Hoffmann: Kreisler. Berganza. Magnetiseur. Textkritische Edition. Autographe der Bibliotheca Bodmeriana. Hrsg. von Kaltërina Latifi. Frankfurt a. M./Basel: Stroemfeld Verlag 2014 (edition Text 13). (Gefördert von der Oberfrankenstiftung)

Drei autographe „Fantasiestücke“ werden erstmals textkritisch ediert: Das vollständig überlieferte eigenhändige Manuskript „Kreislers musikalische Leiden“ (4 Bll.) und die zwei fragmentarisch erhaltenen autographen Druckvorlagen „Berganza“ und „Magnetiseur“ (jeweils 1 Bl.). Alle drei Handschriften sind im Besitz der Fondation Bodmer in Cologny/Genf.

Die Edition enthält die Manuskripte als Faksimile zusammen mit einer zeilen- und zeichengetreuen Transkription. Das Nachwort erläutert die jeweilige Entstehungsgeschichte. Im Anhang wird der 2014 durch die Oberfrankenstiftung erworbene, von E.T.A. Hoffmann geschriebene Verlagsvertrag mit Carl Friedrich Kunz zur Publikation der „Fantasiestücke“ in gleicher Art ediert. 200 Jahre nach dem ersten Erscheinen sind damit die einzigen bislang bekannten eigenhändigen Manuskripte der „Fantasiestücke“ mit dem in der Staatsbibliothek Bamberg verwahrten Vertrag in einer Publikation vereint. Die Herausgeberin hatte bereits 2013 Jean Pauls Vorrede zu den „Fantasiestücken“ in einer historisch-kritischen Edition vorgelegt.

Jean Paul: Vorrede zu den Fantasiestücken in Callot's Manier

Jean Paul: Vorrede zu E.T.A. Hoffmann: „Fantasiestücke in Callot’s Manier“. Historisch-kritische Edition. Hrsg. von Kaltërina Latifi (edition text 12). Frankfurt am Main und Basel: Stroemfeld Verlag 2013. 170 S.

ISBN 978-3-86600-177-0. (Im Buchhandel 38 €, für Mitglieder der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft 28 €)

(Gefördert von der Oberfrankenstiftung)

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Das deutsche Kunstmärchen

Wührl, Paul-W.: Das deutsche Kunstmärchen. Geschichte, Botschaft und Erzählstrukturen.
Baltmannsweiler: Schneider-Verlag–Hohengehren. 3. Aufl. 2012.
ISBN: 978-3-840-1061-2. (24 €)

Das mittlerweile als gattungsgeschichtliches Standardwerk anerkannte Buch von Wührl präsentiert das kaum überschaubare Korpus des deutschen Kunstmärchens in poetologischen Reihen, und zwar unter dem Zentralaspekt des Wunderbaren. Teils in Form knapper Hinweise, teils in intensiven Einzelinterpretationen, stellt Wührl das Rokoko-Märchen, die surreal-symbolischen Traumspiele, die Märchen-Allgorien und die Wirklichkeitsmärchen dar und bezieht auch die „Nachtstücke“ und die Märchentravestien mit ein. Bisher übersehene Zusammenhänge werden dabei ebenso sichtbar wie sozialgeschichtliche Aspekte der Produktionsbedingungen und die Kontinuität der Erzähltradition von Wieland bis zur Gegenwart. Eine chronologische Übersicht belegt den Reichtum deutscher Kunstmärchendichtung. Umfangreiche Register erschließen die flott geschriebene Gesamtdarstellung, die sich an Deutschlehrer, Germanistik-Studenten, Kollegiaten und alle Märchenfreunde wendet, auch als Nachschlagewerk.

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E.T.A. Hoffmann-Verkaufskatalog

J. Voerster – Antiquariat für Musik und Deutsche Literatur widmet seinen Katalog 37 vom Oktober/November 2011 ganz E.T.A. Hoffmann und seinem Umkreis. Die Zusammengestellung von Michael Butter, Sabine Schulten und Eva-Maria Voerster, ingesamt 228 Seiten, ist mit Erläuterungen, Abbildungen und einem 16-seitigen Personen-Register nicht nur Dokument einer von dem Firmengründer, Jürgen Voerster (1926-2010), zusammengetragenen umfangreichen Spezialsammlung zu E.T.A. Hoffmann, sondern auch so etwas wie ein Kompendium.

Rezension von Jörg Petzel in: Aus dem Antiquariat NF 10 (2012) Nr. 1, S. 47f.

Katalog

Der Sandmann: historisch-kritische Edition

Die berühmte Erzählung, eine von drei größeren Texten, die in der Handschrift des Autors erhalten sind, liegt in einer neuen Ausgabe vor, zweifellos ein Meilenstein der Hoffmann-Philologie. Die Publikation wurde zur Tagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft am 6./7. Oktober 2012 in Bamberg von der Herausgeberin präsentiert:

E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. Historisch-kritische Edition. Hrsg. von Kalterina Latifi. Mit vierfarbigem Vollfaksimile der Handschrift (edition TEXT 9).
Frankfurt am Main, Basel: Stroemfeld Verlag 2011. 194 S. (38 €)

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