Inszenierungen und Lesungen
Hoffmanns Rezeption auf der Bühne setzte bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Heute inszenieren Theater immer wieder moderne Bearbeitungen seiner Erzählungen oder veranstalten Lesungen. Aufführungen von Hoffmanns musikalischen Werken sind dagegen selten.
Bamberger Theater und Hoffmann
Bamberg
Am 7.2.2023 hielt Annette Schäfer in der Reihe „Bamberger Buch-Geschichten“ einen Online-Vortrag über Julius von Soden und E. T. A. Hoffmann. Der Theaterdirektor hatte E.T.A. Hoffmann nach Bamberg berufen. Die Referentin erzählte von der kurzen Zweckgemeinschaft dieser so ungleichen Männer und warf Schlaglichter auf deren Lebensentwürfe, Charaktere und die schönen Künste. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann auf dem YouTube-Kanal der Staatsbibliothek Bamberg nachgehört werden.
Das Bamberger Marionettentheater hat eine Produktion des Sandmann im Repertoire, die regelmäßig auf dem Spielplan steht. Ab 9. Mai 20024 ist dort eine neue Produktion von Der goldne Topf mit einem Bühnenbild von Hans Günter Ludwig zu sehen.
Im E.T.A. Hoffmann-Haus fanden bis 2019 in unregelmäßigen Abständigen Führungen und literarisch-musikalische Soireen statt, die der Schauspieler Andreas Ulich und die Pianistin Anna Köbrich gestalteten. Auf der Corona-Bühne der Zeitung Fränkischer Tag präsentiert Andreas Ulich Die Eierfrauen von Nürnberg aus E.T.A. Hoffmanns unvollendet gebliebener Erzählung Der Feind, da die Lesung am 4.4.2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie vorgesehen stattfinden konnte.
Das E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg hat vielfach den Versuch unternommen, Hoffmanns Stoffe auf die Bühne zu bringen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Hoffmanns Literatur und Hoffmanns gelebtes Leben als Stoff für das Theater. Damit hat sich das E.T.A.-Hoffmann-Theater in vielen Jahren sehr eingehend befasst, mit seiner Biografie als Stoff für Aufführungen, bis hin zu einer Auseinandersetzung mit diesem Leben aus der Sicht seiner Frau Michalina, schließlich gar als Opernstoff. Insgesamt gab es mehr als 25 verschiedene Aufführungen und Veranstaltungen zum Namensgeber des Theaters. Das ist in dieser Fülle einmalig und stellt eine über Jahre währende Kontinuität der Auseinandersetzung mit Hoffmanns Werk dar. Viele dieser Arbeiten weisen untereinander wechselseitige Bezüge auf.
Rainer Lewandowski, von 1989 bis 2015 Intendant des E.T.A. Hoffmann-Theaters, berichtet über die vielfältigen Hoffmann-Aktivitäten in Bamberg während seiner Intendanz.
Das Bamberger E.T.A. Hoffmann-Theater zeigte in der Spielzeit 2015/6 eine Bearbeitung von Die Elixiere des Teufels in der Regie von Hannes Weiler. Auf ETA@home ist der Mitschnitt abrufbar. Online anhören können Sie auch Daniel Dietrichs Lesung des Sandmann in fünf Teilen. In der Spielzeit 2021/22 stand der Sandmann in der Bearbeitung von Hannes Weiler auf dem Programm.
Jacques Offenbach: Hoffmanns Erzählungen / Les Contes d'Hoffmann
Die internationale Wirkungsgeschichte E.T.A. Hoffmanns ist in hohem Maße durch die populäre Oper von Jacques Offenbach geprägt, die 1881 in Paris uraufgeführt wurde.
Sie basiert auf Hoffmanns Erzählungen Der Sandmann, Rat Krespel und Die Abenteuer der Sylvester-Nacht. Jules Paul Barbier und Michel Carré legten sie zunächst einem Schauspiel zugrunde, das 1851 uraufgeführt wurde. Später entwickelte Barbier daraus auf Wunsch Jacques Offenbachs ein Opernlibretto.
Umgeben von einer Rahmenhandlung, in der Hoffmann als dem Trunk ergebener, melancholischer und häufig verliebter Dichter charakterisiert wird, schildert die Oper auf der Basis des Sandmann aus den Nachtstücken Hoffmanns Liebe zum Automaten Olympia, zur Sängerin Antonie, der Tochter des Rat Krespel aus den Serapionsbrüdern, und zur Kurtisane Giuletta aus der Geschichte vom verlorenen Spiegelbild aus Die Abenteuer der Sylvesternacht, kombiniert mit Elementen aus dem Peter Schlemihl Adelbert von Chamissos. Die Reihenfolge der Episoden variiert in den verschiedenen Fassungen.
Die Oper ist in französischer oder deutscher Sprache und in Übertragungen häufig auf Bühnen weltweit zu sehen.
Übersicht über aktuelle und vergangene Inszenierungen sowie über Vorstellungstermine.
Moderne Bühnenbearbeitungen von Werken Hoffmanns (in Auswahl)
Duisburg: Don Juan. OPERA e MOTION
(Uraufführung 10/2020, Theaterkantine Duisburg, Regie: Bettina Rutsch)
Die Tänzerin und Literaturwissenschaftlerin Bettina Rutsch inszeniert Hoffmanns Novelle Don Juan als Hybrid aus Tanz, Theater und Oper. Dieses neue Format der Inszenierung ‚OPERA e MOTION‘ soll „große Opern auf kleinem Raum erzähl[en] und ertanz[en]“. (Bettina Rutsch, Rez. RP)
„Neben der Vorlage von E. T. A. Hoffmanns Don Juan. Eine fabelhafte Begebenheit, die sich mit einem reisenden Enthusiasten zugetragen, einer romantischen Künstlernovelle von 1813, verwendet Bettina Rutsch auch kurze Auszüge aus anderen Texten seiner sogenannten Fantasiestücke in Callots Manier. Aus diesem Konvolut baut sie sich geschickt ihren Spieltext, kreiert einfallsreich eine dazu passende Choreografie und fügt alles gut durchdacht zu einer äußerst geschlossenen Inszenierung zusammen. Das Ergebnis sind drei Handlungsebenen als Erzählstränge.“ (Olaf Reifegerste, Rez. RP)
Rezension der Rheinischen Post
Rezension der WAZ (Paywall)
Fotos der Inszenierung
Flyer Don Juan
Düsseldorf: Der Sandmann
(Spielzeit 2016.17, 2018.19 und 2019.20 am Schauspielhaus Düsseldorf, Regie: Robert Wilson)
Die Uraufführung der Sandmann-Inszenierung des Lichtkünstlers Robert Wilson wurde 2017 bei den renommierten Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt. Für die musikalische Untermalung des Schauspiels holte Wilson die britische Musikerin Anna Calvi ins Boot, die bereits veröffentlichte Songs wie »I whip the night« beisteuerte, aber auch neue wie »The Hurricane« komponierte. Die Handlung trägt sich nicht über Dialoge, sondern durch das Kreieren einer emotionalen Atmosphäre, die den entfachten Wahnsinn des psychisch instabilen Nathanael erlebbar werden lässt. Wilson gelingt es, den Kern der Erzählung zu pointieren und mit minimalistischer Ästhetik durch Ton-, Farb- und Lichtgestaltung in groteske Kontraste zu übertragen. Obgleich die humorvolle Überspitzung der Darstellungsleistung konzeptuell sinnvoll erscheint, droht sie das ein ums andere Mal ins Alberne abzugleiten. Dennoch lässt sich resümieren: Die Aufführung oszilliert zwischen silhouettenhafter Romantik, moderner Lichtinstallation und progressiven, horrifizierenden Elementen und ist damit nicht zuletzt phantastisch.
Schauspielhaus Düsseldorf – Der Sandmann
Offizieller Trailer
Rezension im Newsblog des E.T.A. Hoffmann Portals
Gelsenkirchen: ›Steampunk‹-Oper: Klein Zaches, genannt Zinnober
(Spielzeit 2015.16 und 2018.19 am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, Regie: Sebastian Schwab)
In der Spielzeit 2015.16 führte das Musiktheater im Revier die ›Steampunk‹-Oper Klein Zaches, genannt Zinnober auf, die aufgrund des großen Erfolgs in der Spielzeit 2018.19 wiederaufgenommen wurde. Die textnahe Inszenierung wurde dabei in Zusammenarbeit mit der Berliner Band ›Coppelius‹ erarbeitet, die nicht nur in Zusammenarbeit mit der Neuen Philharmonie Westfalen die Stücke komponiert haben, sondern zudem die Hauptrollen spielen. Die weiblichen Rollen – die Fee Rosabelverde sowie Candida – wurden von der Sopranistin Ulrike Schwab verkörpert.
Die Oper greift die Aspekte der Wissenschaftsparodie, der Aufklärungskritik und der Gesellschaftssatire des Märchens auf und überspitzt sie mit zahlreichen popkulturellen Anspielungen, ohne den zwischen subtil und plakativ changierenden Hoffmannschen Humor zum Possenspiel werden zu lassen. Wer sich von einer ›Steampunk-Oper‹ klassische Arien und gediegene Töne erhofft, wird hier enttäuscht. Dafür wird hier etwas Neues geboten: Die gelungene Kombination aus klassischer Oper, Musical und rockigem Steampunk-Konzert mit einem ironisch-romantischen Märchenstoff lockt nicht nur ein junges Publikum ins Theater, sondern ist auch progressiv und hochgradig experimentell – und somit nichts anderes als genuin romantisch!
Die erhöhte Nachfrage, besonders der Coppelius-Fans, hat dazu geführt, dass es zukünftig eine BluRay der Oper geben wird.
»Klein Zaches, genannt Zinnober«; MiR (mit Bildern der Inszenierung und Audio-Spuren)
Informationen zur Inszenierung auf dem E.T.A. Hoffmann Portal
Rezension im Newsblog des E.T.A. Hoffmann Portals
Offizieller YouTube-Trailer zur Oper
»Kein Land so schön« – YouTube-Trailer zur Wiederaufnahme in der Spielzeit 2018.19
Mülheim an der Ruhr: Der Sandmann
(Spielzeit 21/22; Inszenierung des Jungen Theaters an der Ruhr)
Premiere: 30.10.20
Ein Projekt des Labor III.
„Zu Bette, Nathanael! Der Sandmann kommt, ich merk es schon.“
Wer steckt hinter den schweren Schritten, die an vielen Abenden zu hören sind?
Die Begegnung mit dem bösen Sandmann wird für den Knaben Nathanael zum Schreckensbild. In ihm gräbt sich die Vorstellung ein, dass etwas Dunkles sein Schicksal bestimmt. Als er glaubt, dass der Sandmann erneut in sein Leben einbricht, gerät der nun erwachsene Student Nathanael immer tiefer in den Strudel seiner inneren Bilder.
Das Geheime, die Nachtseite, schwarze Romantik, interessierten den Autor E. T. A. Hoffmann besonders: Die Welt zwischen einer realen Welt und einer Welt dahinter, in der Finsternis.
Ort: Ruhrorter, Ruhrorter Str. 108-110, 45478 Mülheim an der Ruhr
Leitung Bernhard Deutsch
Spiel Tanja Kiewsky und Daniel Maskow
Maske/ Bühne/ Requisite Hannah Sulk
Licht Niko Tischmeyer, Daniel Kaschler und Toni Mersch
Ton Daniel Maskow
Kostüm Tanja Kiewsky
Nächste Vorstellungen: Website
Schloss Neuenbürg
25.3.-10.4.2022
HOFF-MANIA I – AUFBRUCH NACH ATLANTIS
EINE ROMANTISCHE THEATER-INSTALLATION ZUM E.T.A. HOFFMANN-GEDENKJAHR 2022
Die multimediale Ausstellung im Südflügel lässt den Besucher in die fantastische Welt des romantischen Dichters eintauchen – ein Spiegel, in dem wir uns selbst und unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit begegnen können. Die Objekte der Ausstellung wurden von Stefan Pflüger und Gisela Voellner geschaffen, die Sounds zu den Videos von Sebastian Lang erstellt. Konzipiert wurde die Installation – in Zusammenarbeit mit den beiden Objekt-Künstlern – von Michael Huber.
Ausstellung geöffnet 25.3.-10.4.2022 in den Ausstellungsräumen des Südflügels. im Schloss Neuenbürg. Eintritt frei.
Begleitende Veranstaltung:
„Einladung nach Atlantis“ – Einführung in die Ausstellung im Gewölbekeller. Sonntag, 03.04.2022 11.00-12.00 Uhr im Gewölbekeller.
Die Besucher werden in einer multimedialen Theater-Performance in die phantastischen Welten Hoffmanns als Spiegelbild unserer eigenen Wirklichkeiten eingeführt. Sie erhalten dabei einen vertieften Einblick in die Ausstellung, die danach auch in Begleitung des Dichters und seiner Gestalten besucht werden kann.
HOFF-MANIA II – DIE ERFINDUNG UND VERNICHTUNG VON ATLANTIS
Ein multimediales Theaterprojekt
In 10 Szenen aus Hoffmanns Leben und Erzählungen zeigt die Theateraufführung im Gewölbekeller, wie unser Blick die Wirklichkeit nicht einfach abbildet, sondern erst erschafft und verwandelt. Der romantische Augen-Blick durchleuchtet unseren eigenen Alltag auf seine Hinter- und Abgründe und enthüllt so eine tiefere Wirklichkeit.
Aufführungen am 25.6.19:30 und 26.6.15:30 im Gewölbekeller des Schlosses Neuenbürg
Eintritt frei, Anmeldung erforderlich.
Weitere Informationen: Website
Stuttgart: D3R 54NDM4NN. Frei nach E.T.A. Hoffmann
(Premiere: 24.09.2021, FITZ; Figurenkombinat & Christian Müller)
Olimpia ist eine absolute Traumfrau und die perfekte Partnerin für schöne Momente zu zweit. Mit ihr an deiner Seite gehören Langeweile und Einsamkeit der Vergangenheit an. Bereits vor über 200 Jahren hat sich E.T.A. Hoffmann mit Automaten beschäftigt. Sein Protagonist Nathanel ist hin- und hergerissen zwischen einem Menschen und einer Puppe. Die Verbindung von klassischer Literatur mit einer Sexpuppe ist gewagt.
Was macht das komplexe Verhältnis Mensch-Maschine aus? Über welche Rollen- und Genderbilder sprechen wir? Was ist normal, was pervers? Wann steigert sich die Phantasie in den Wahnsinn? Eine assoziative Expedition in eine unbekannte, aber nicht allzu ferne Zukunft!
Homepage des FITZ | D3R 54NDM4NN Flyer