Die E.T.A. Hoffmann-Medaille

Die Satzung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft sieht in § 2 die Möglichkeit vor, Personen oder Institutionen, die Verdienste um E.T.A. Hoffmann erworben haben, durch die Verleihung einer E.T.A. Hoffmann-Medaille zu würdigen.

Es gibt bereits zwei (seit 1989 vergebene) Preise, die mit dem Namen bzw. dem Werk E.T.A. Hoffmanns verbunden sind. Beide werden, entsprechend ihren Vergaberichtlinien, für künstlerisches Wirken verliehen, das dem Anspruch gerecht wird, der mit dem Namen E.T.A. Hoffmanns verbunden ist: der E.T.A. Hoffmann-Preis von der Stadt Bamberg, der Berganza-Preis vom Kunstverein Bamberg.

Davon unterscheidet sich die Auszeichnung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft. Sie erweitert die Ziele um wissenschaftliche Leistungen zu E.T.A. Hoffmann; sie ist außerdem, wie das dem internationalen Wirken der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft entspricht, nicht orts- oder regiongebunden und sie ist ferner nicht dotiert, also eine reine Auszeichnung.

Die Medaille wurde von dem Bildhauer Hannes Dauer nach Vorlagen aus der Staatsbibliothek Bamberg gestaltet und von der Stiftung der Sparkasse Bamberg mitgefördert. Sie zeigt den Kopf E.T.A. Hoffmanns anstelle einer Briefunterschrift vom 22. Mai 1821, außerdem den schreibenden Kater Murr nach Hoffmanns Einbandzeichnung.

Hartmut Steinecke

Mit dem ersten Träger setzte die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft Maßstäbe. Sie verlieh am 22. Mai 2011 die E.T.A. Hoffmann-Medaille an Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hartmut Steinecke in dankbarer Würdigung seines Lebenswerks zu E.T.A. Hoffmann. Die Verleihung fand anlässlich einer Matinee in der Neuen Residenz am Bamberger Domplatz statt, bei der Briefe und Zeichnungen E.T.A. Hoffmanns als Neuzugänge der Staatsbibliothek Bamberg feierlich übergeben wurden und Prof. Steinecke über E.T.A. Hoffmanns Bücher und Visionen sprach; seine Rede ist abgedruckt im E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 20 (2012) S. 83-91.

Am 25. Januar 2020 ist Hartmut Steinecke verstorben. Die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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Wulf Segebrecht

Am 7. Oktober 2012 wurde Prof. Dr. Wulf Segebrecht als Zweiter mit der Medaille für sein wissenschaftliches Werk zu E.T.A. Hoffmann und seine Verdienste um die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft geehrt. Dabei war seine Frau Dr. Ursula Segebrecht einbezogen. Er revanchierte sich mit einer ironisch-hoffmannesken Adaptation und Rezitation zum Orden des grüngefleckten Tigers aus dem Klein Zaches, abgedruckt im E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 21 (2013), S. 155-157. Die Vergabe fand im Rahmen einer festlichen Matinee in der Staatsbibliothek Bamberg statt, bei der das kritische Gesamtverzeichnis des bildkünbstlerischen Werks E.T.A. Hoffmanns von Dietmar J. Ponert vorgestellt wurde.

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Klaus Kanzog

Am 21. April 2013 erhielt Prof. Dr. Klaus Kanzog, der seit dem 19. Mai 1959 der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft eng verbunden ist und sich seit seiner Dissertation in grundlegenden Forschungen mit Hoffmanns Werk, zuletzt in Film und Fernsehen, auseinander gesetzt, außerdem die E.T.A. Hoffmann-Bibliographie erarbeitet hat, als dritter Träger die Auszeichnung, und zwar anlässlich der Tagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft zur Verabschiedung von E.T.A. Hoffmann aus Bamberg vor 200 Jahren. In seiner Dankesrede wurden persönliche Erinnerungen wach; sie ist abgedruckt im E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 21 (2013), S. 155-159.

Neue Publikation:
Klaus Kanzog: E.T.A. Hoffmann und Heinrich von Kleist. Textbeobachtungen – Spurenelemente. Günther Emigs Literatur-Betrieb, Niederstetten 2020. 155 Seiten.

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Rainer Lewandowski

Der seinerzeitige Intendant des Bamberger E.T.A. Hoffmann-Theaters erhielt als vierter Träger die Medaille auf der Tagung der Gesellschaft in Berlin am 22. Mai 2014. Er hat sich in Vorträgen, Lesungen und Inszenierungen intensiv mit Leben und Werk beschäftigt, vieles mit Kennerschaft und feinem Gespür bearbeitet (auch die juristische Seite), dabei insbesondere Hoffmann in Collagemanier selbst zu Wort kommen lassend. Er ist auch nach auswärts gegangen, vornehmlich an Hoffmann-Orte. Eine eigene Oper, Hoffmanns Welt, wurde von Reinhard Baumgärtner vertont. Unter seinen Büchern sind Spazierwege zu E.T.A. Hoffmanns Bamberg und Lichte Stunden eines wahnsinnigen Musikers, vor allem mit Tagebuchnotizen.

Valentina Pietrovna Pokladova

Die Kuratorin des Kaliningrader Gebietsmuseums für Geschichte und Kunst erhielt die E.T.A. Hoffmann-Medaille am 28. Mai 2014 in Kaliningrad. Sie hat das außerordentliche Interesse an E.T.A. Hoffmann bei den Künstlern nicht nur des Kaliningrader Gebiets unermüdlich gefördert und ihnen mit großen thematischen Ausstellungen eine viel beachtete Plattform geboten. Spiegel dieser Gofmaniana und Dokumentation zugleich war der Katalog Vstreči s E.T.A. Gofmanom (Begegnungen mit E.T.A. Hoffmann); Rezension in: E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 21 (2013), S. 140f. Eine Plakatausstellung dieses Titels mit deutschen bzw. russischen Texten wurde 2013 in Bamberg und Minsk, 2014 in Berlin gezeigt. Die neuen ungebrochenen Aktivitäten sind in einem umfangreichen, ebenfalls reich bebilderten Band Teatr Gofmana 2012|13 dokumentiert; Rezension in: E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 23 (2015), S. 120f.

Eckart Kleßmann

Eckart Kleßmann studierte nach dem Abitur zunächst Kunstgeschichte und wurde dann zum Sortiments- und Verlagsbuchhändler ausgebildet. Anschließend war er überwiegend als Redakteur tätig, für „Christ und Welt“, für die Literaturbeilage der „Welt“, für die „Zeit“. Seit 1977 ist er freier Schriftsteller. 2004 sprach er in Bamberg zur Situation selbständiger Autoren. Die E.T.A. Hoffmann-Medaille erhielt er am 8. Mai 2016, für sein Werk über E.T.A. Hoffmann, seine Vermittlung an ein breites Publikum und sein Schaffen im Geiste Hoffmanns. Seine sehr persönlichen Dankesworte sind im E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 24 (2016), S. 152f. abgedruckt.

Foto: Dieter Geimer

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Rüdiger Safranski

Im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals fand am 16. Februar 2017 im Hallstadter Kulturboden eine Lesung von Prof. Dr. Dr. h.c. Rüdiger Safranski zum Thema „Zeit: Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen“ statt. Der Kulturredakteur des Fränkischen Tag, Rudolf Görtler, moderierte sehr souverän und sachkundig.

Safranski erhielt die Medaille für seine Verdienste um E.T.A. Hoffmann, sein Leben und seine Vermittlung. Sein Buch über das „Leben eines skeptischen Phantasten“ hat sich seit 1984 in vielen Auflagen, auch als Online-Ressource und in Lesefassung, bis heute am Markt gehalten, als das Standardwerk, ist sogar ins Russische und Japanische übersetzt worden.

Tatsächlich war die erste Fassung, so Safranski vor der Lesung zur Bamberger Zeit Hoffmanns, als Habilitationsschrift an der Freien Universität Berlin geplant. Dort bedeutete man ihm aber, dass zusätzlich die Forschungssituation diskutiert werden müsste. Beim Hanser-Verlag hingegen hielt man den Text für zu wissenschaftlich. Safranski entschied sich, in den Text zu investieren und begründete so seine Karriere als Schriftsteller. Görtler apostrophierte ihn als den Biographen des deutschen Geisteslebens überhaupt. Der Erfolg blieb nicht aus, auch Preise nicht, datuner 2017 der Ludwig Börne-Preis.

An Hoffmann fasziniert Safranski „die mit großer Virtuosität gelebte Doppelexistenz: hier der Musiker und Literat, dort der Jurist. Hier der vernunftgesteuerte Pragmatismus, dort der bis in den Wahnsinn gesteigerte Kunstenthusiasmus: ‚Wir brauchen eine extremistische Kunst und eine vernünftige Politik‘“ (zitiert von Christoph Hägele in: Fränkischer Tag, Bamberg, 18./19.2.2017, S. 35).

Foto: Matthias Hoch

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Stanislav Sokolov

Stanislav Michailowitsch Sokolov wurde am 18. Mai 1947 geboren. Er machte seinen Abschluss 1971 am Gerassimov-Institut für Kinematographie, der Filmhochschule in Moskau. Dort lehrt er auch als Professor für Animation und Computer-Grafik. Sein filmisches Werk ist umfangreich. U.a. wurde er 1992 mit einem Emmy für seinen Beitrag zu der Serie der Animated Shakespeare Tales geehrt. An seinem Projekt Hoffmanniada hat er mehr als 15 Jahre gearbeitet, mit dem Studio Soyuzmultfilm und eine Zeitlang mit Michail Shemiakin.

Sokolov verwendet die Stop-Motion-Technik, eine der ältesten und aufwendigsten Trickfilmtechniken. Dabei werden handgebastelte Figuren von den Animatoren von Hand durch die Sets bewegt, Stück für Stück, bis die Illusion von Bewegung entsteht. Die bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannte Technik wird im Spielfilm heute meist durch Computeranimationen ersetzt. Lange ist man davon ausgegangen, dass sie in den Hobby-Bereich und das Internet abgewandert ist, dazu in die Schulen. Doch erweist gerade der hochgerühmte Film Isle of Dogs des amerikanischen Regisseurs Wes Anderson ein Revival des Verfahrens.

Stanislav M. Sokolov wurde für seine Verdienste um die Verbreitung der Kenntnis E.T.A. Hoffmanns insbesondere durch seinen Film Hoffmanniada, eine außerordentliche Leistung, mit der E.T.A. Hoffmann-Medaille ausgezeichnet. Die seinerzeitige Präsidentin, Dr. Kaltërina Latifi, überreichte sie ihm und die zugehörige Urkunde anlässlich der Tagung der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft in Bamberg am 12. Mai 2018 in den Räumen der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Der Geschäftsführer, Prof. Dr. Bernhard Schemmel, hielt die Laudatio. Sokolov bedankte sich mit rührender Bescheidenheit für die große Ehre und führte einen 30-minütigen Trailer des Films vor. Die Langfassung erlebte fast zeitgleich mit der Aufführung in Cannes ihre Bamberger Präsentation zum Internationalen Museumstag am Nachmittag des 13. Mai 2018 im E.T.A. Hoffmann-Haus.

Peter Lachmann

Peter Lachmann wurde am 21. Oktober 1935 in Gleiwitz im damaligen Oberschlesien geboren. 1945 entging er der Vertreibung, wurde zum Piotr und musste polnisch lernen, machte das Abitur und studierte von 1956-1958 Chemie an der Technischen Universität Gliwice. 1958 gelangte er als Spätaussiedler nach Westdeutschland, studierte Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaft und Slawistik, arbeitete als Verlagslektor und Übersetzer, als Kritiker für den Rundfunk und als Hörspielautor. 1985 wechselte er vom Bodensee nach Warschau, wo er seitdem lebt. Dort gründete er mit der Schauspielerin Jolanta Lothe das Video-Theater POZA, das einzige derartige in Polen.

Peter Lachmann ist Lyriker, Essayist, Hörspielautor, Dramatiker, Theaterregisseur, Dokumentarfilmer, dazu Übersetzer von über 30 Büchern aus dem Polnischen. Er publizierte eine Reihe von (auch autobiographischen) Büchern, die den Verhältnissen in Polen gewidmet sind, gab mit Renate Lachmann eine Anthologie polnischer Lyrik heraus, ein Standardwerk, verfasste außerdem eine Essay-Sammlung. Das Buch „Wie ich (nicht) vertrieben wurde“ erschien 2018 im KLAK-Verlag. Es trägt zwar den Untertitel „Schelmenessay“, ist aber mit 575 Seiten der „Roman einer enttäuschten Liebe“ zu Polen („aber nicht allen seinen Leuten“), die „messerscharfe Bilanz eines Intellektuellen zwischen dem Deutschen und dem Polnischen und seinen Verwicklungen, Verwirrungen und Verwerfungen.“

Intensiv geht Lachmann mit Multimedia-Präsentationen, Rundfunksendungen und Publikationen den Spuren Hoffmanns im heutigen Polen nach, vor allem in Warschau, aber auch in Plock und in Schlesien. Im Warschauer Muzeum Lazienki Królewskie fand am 22./23. Oktober 2005 die eindrucksvolle Premiere seiner Produktion „Hommage an Hoffmann“ statt. Sein bemerkenswertes Buch „DurchFlug. E.T.A. Hoffmann in Schlesien“, ein feinsinnig interpretierendes Lesebuch, erschien 2011 beim Deutschen Kulturforum östliches Europa.

Es fehlte nicht an Auszeichnungen. Lachmann war 2004 Jahresstipendiat des polnischen Kulturministers und schrieb ein polnisches Stück „Frau Hoffmanns Erzählungen“. 2018 erhielt er das Jahreskunststipendium der Stadt Warschau. Das Arbeitsergebnis seiner Forschungen ist ein über 1000-seitiges Werk; an einer deutschen Version arbeitet er, mit Widmung an Wolfgang Held nennt er sie „Hoffmanns Verblendung“.

Peter Lachmann ist ein außerordentlich kompetenter und engagierter Fachmann, der tief in E.T.A. Hoffmann eindringt und seine Erkenntnisse geistreich-geschliffen, oft mit Wortspielen kenntnisreich-anschaulich und (die Modernität betonend) in großer sprachlicher Meisterschaft zu vermitteln vermag. Er ist als Identifikationsfigur der Vermittler von E.T.A. Hoffmanns Wirken im heutigen Polen, für Deutsche und Polen. Damit fördert er den kulturellen Austausch, gerade in einer Zeit, die nicht frei von Missverständnissen ist.

Die Medaille, die mit der Urkunde vom 14. April 2019 zum achten Mal (in Abwesenheit) verliehen wird, drückt Anerkennung, Ermutigung und Dank für Peter Lachmann aus, um seine Verdienste öffentlich zu würdigen. Seine Dankesrede erschien im E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch 27 (2019), S. 147f.

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Jerzy Jambor

Am 23. Oktober 2022 wurde die Medaille zum neunten Mal verliehen. Ausgezeichnet wurde Prof. Dr. n. farm. Jerzy Jambor, Professor an der Akademie Konin. Er hat sich durch die Vermittlung von zwei Bildern um die Kenntnis von Hoffmann und seiner Familie sowie um die Verbreitung des Wissens über ihn verdient gemacht. In die Auszeichnung wird seine Frau Rosa, geb. Doerffer, mit eingeschlossen.

Einer zufälligen Begegnung verdankt unsere Gesellschaft die Kenntnis eines Bildes von Hoffmanns Frau Marianna Thekla Michaelina Rorer/Trczinska. Auf dem Doppel-Selbstporträt hat Hoffmann sie und sich dargestellt, etwa im Jahr 1802. Den Hinweis darauf gaben Herr Jambor und seine Frau aus Kleka bei Poznan (Posen). Das einzige Bild der Frau, die Hoffmann Mischa nannte und von der er eher wenig überlieferte, war bis dahin unbekannt, obwohl es 1935 in einer polnischen Zeitschrift in Posen publiziert worden war. Wir haben 2009 für die Mitglieder eine Reproduktion hergestellt und im Jahr darauf eine kommentierte Übersetzung des Artikels von 1935 in unserem Jahrbuch publiziert.

Während das Bild von Hoffmanns Frau nur in einer Schwarzweiß-Reproduktion erhalten ist, kam ein Gemälde des Onkels von Hoffmann, Otto Wilhelm Doerffer, im Original nach Bamberg. 2011 hatte eine findige Beamtin des Bundeskriminalamts in Wiesbaden auf einem Porträt diesen Namen gelesen. Es stammte aus einem wohl beim Ende des Zweiten Weltkriegs in Stettin vergrabenen umfangreichen Bilderbestand. Sie bat uns um Auskunft über den letzten Eigentümer. Nach weiteren vergeblichen Recherchen, auch über das Art Loss Register, gab ein polnisches Gericht den ganzen Komplex mit einer für Katowice (Kattowitz) zu restituierenden Ausnahme für den Finder frei. Dieser entschloss sich nach langem Hin und Her zum Verkauf des Doerffer-Bildes. Der Kaufpreis wurde in Bamberg für zu hoch gehalten, während Stiftungen ihn für zu niedrig einschätzten, um überhaupt ein Verfahren einzuleiten. Die Ernst von Siemens Kunststiftung ließ sich schließlich überzeugen, kaufte das Bild und schenkte es der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft. Die Übergabe in Stettin erfolgte Cash gegen Ware in Gegenwart von Jerzy Jambor. Die Stiftung übernahm auch die notwendige Restaurierung.

Ist das Bild nun nur die Darstellung eines Verwandten oder hat es mit Hoffmanns Persönlichkeit zu tun? Der junge Ernst, wie er genannt wurde, wuchs in seiner Jugend in dem von Frauen bestimmten Haushalt der Doerffers auf. Der Onkel Otto Wilhelm Doerffer (1741-1811) sollte gewissermaßen Vaterstelle vertreten. Als pedantisch geschildert, war der früh pensionierte Jurist dazu aber kaum fähig. Hoffmann gab ihm Spitznamen wie O-weh-Onkel und spielte ihm mit seinem Freund Theodor Gottlieb von Hippel manchen Streich. Auf dem Bild von 1770, also als 29-Jähriger, sieht er stattlich aus. Ist er geschönt, hat seine Schrulligkeit im Laufe der Zeit zugenommen, ist Hoffmanns Charakterisierung überspitzt? Der unbekannte Maler übrigens hat – wie ein Besucher später anmerkte – eine andere Persönlichkeit in gleicher Art dargestellt, ebenfalls unsigniert.